Studieren, forschen, lehren | Eine Auf-/Gabe der Orden (3/2022)

Editorial

Eggensperger, Thomas | Engel, Ulrich

1957 fragte M.-Dominique Chenu OP, ob die Theologie eine Wissenschaft sei. Zur Beantwortung legte er eine relativ kleine und dennoch epochale Schrift vor, die ebendiese Frage zum Titel hat: „La théologie est-elle une science?“ Vor allem im dritten Teil seiner Veröffentlichung arbeitet Chenu ein Verständnis von Theologie aus, das vom Mysterium Gottes her das Mysterium des Menschen reflektiert.

Stichwort

Orden und Wissenschaft

Eggensperger, Thomas

„Es geht also um die Frage, wieweit die Bettelorden mit ihren studia, die sie an den Universitätsorten hielten und die mit der jeweiligen Universität verbunden waren, im Rahmen dieses Gefüges ihre eigene Ordenstheologie bewahren, vertiefen oder gar weiterzuverbreiten vermochten, bzw. umgekehrt von vorherrschenden Trends an den Universitäten mitgeprägt und darin verändert wurden. Mit anderen Worten: haben die entsprechenden rechtlich-organisatorischen Bedingungen der Universitäten die Schulbildung erleichtert oder erschwert?“

Zwischen Treue und Reform

Bechina, Friedrich | Sicouly, Pablo C.

Bei der Lektüre der Apostolischen Konstitution Veritatis gaudium, dem Universitätsgesetz des Heiligen Stuhls im Blick auf die unter seiner Autorität stehenden kirchlichen Hochschulstudien2, fällt unweigerlich zweierlei ins Auge: Zum einen spürt man – zumal in der Einleitung – einen „frischen Wind“, einen neuen Blick auf Theologie, Philosophie, Kirchenrecht und die vielen anderen Studienrichtungen im kanonischen Studiensystem, der einer „Kirche im Aufbruch“ entspricht.

Ordenshochschulen – ein Bildungsmodell mit Zukunft

Schmiedl, Joachim

Die Benediktsregel, prägend für das christliche Abendland, sieht einen dreifachen Wechsel im täglichen Rhythmus vor: Gebet, Arbeit und Lesung. Die Klöster – und verwandte Einrichtungen, wie etwa die Kathedral- und Stiftsschulen – vermittelten Bildung, und zwar von der Elementarbildung bis zu einem umfassenden Wissen, das nicht nur die Philosophie und Theologie, sondern auch alle bekannten Wissenschaftsbereiche umfasste. Lateinische und deutsche Schulen deckten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit das Bildungsbedürfnis weiter ländlich strukturierter Gebiete ab.

Berufung zum Ordensleben – Berufung zur Wissenschaft

Müller-Schauenburg, Britta

Legt man eine alltagssprachliche Bedeutung von ‚Berufung‘ zugrunde (ungefähr: das subjektive Empfinden von Begeisterung in Verbindung mit Begabung für eine Sache, die als sinnvoller Beitrag in der Welt erlebt wird) stehen die Berufung zum Ordensleben und zur Wissenschaft nicht in Spannung zueinander. Im Gegenteil. Vor allem ein Theologiestudium und die damit verbundene intensivere Auseinandersetzung mit dem Glauben führt manchmal in ein Ordensleben.

Warum forschen Dominikaner*innen?

Halft, Dennis

Vor 45 Jahren beschrieb Johann Baptist Metz, der Begründer der ‚neuen‘ Politischen Theologie, „[d]ie Ordenskrise“ als „m. E. primär eine Funktionskrise – verursacht durch das Fehlen großer, spezifischer, in einer gewissen Weise nicht übertragbarer Aufgaben in der Kirche“1. Seither lässt sich auch für die krisengeschlagene Kirche insgesamt eine Art „Funktionskrise“ in der Gesellschaft ausmachen. Mit erstmals fast 360.000 Menschen, die im vergangenen Jahr in Deutschland ihren Austritt allein aus der katholischen Kirche erklärten2, verfestigt sich ein, mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020, rasant ansteigender Trend, der mittel- bis langfristig auf den finanziellen Kollaps der Bistümer – und in deren Abhängigkeit stehender Orden – hinauszulaufen droht.

„Campus für Theologie und Spiritualität Berlin“

Engel, Ulrich

Eine zunehmend komplexer werdende Gesellschaft fordert viele Menschen existentiell heraus. Angesichts eines immer schnelleren Miteinanders von globaler Migration, rasanten Digitalisierungsschüben und weltweiten Megakrisen (Corona-Pandemie, Klimawandel, Kriegen) sehnen sich viele Menschen nach Orientierung, Sinn und Sicherheit. Organisationen mit langer Tradition stehen fundamentalen Umbrüchen gegenüber und sind in ihrem Selbstverständnis neu angefragt. Durch innere Uneinigkeit, mangelndes Vertrauen und verlorene Glaubwürdigkeit erodieren ihre bis dato relativ stabilen Fundamente. Hinsichtlich Relevanz und Reichweite verschwinden diese Institutionen zusehends aus dem Gegenwartsdiskurs. Das gilt auch für die Kirchen.

Dominikanische Gestalt

Mutter Gerald Barry OP (1881–1961)

Bachanov, Arlene

Pädagogin, Führungspersönlichkeit, „Institution Builder“ – all diese Eigenschaften beschreiben Mutter Mary Gerald Barry, die von 1933 bis 1961 Priorin der Dominikanerinnen von Adrian in Michigan, USA war.

Wiedergelesen

Gallus Manser OP, „Die Geisteskrise des XIV. Jahrhunderts“ (1914)

Barwasser, Carsten

„Die Geisteskrise des 14. Jahrhunderts war mächtig und tiefgreifend. Sie hat das 16. Jahrhundert in allen wichtigen Thesen antizipiert. Sie ging wissenschaftlich in mehreren Punkten über Hobbes und John Locke hinaus. Sie war für die christliche Weltanschauung des 13. Jahrhunderts erschütternd durch ihre tiefgreifenden, in alle Kreise eindringenden monistisch-subjektivistisch-antimetaphysischen Tendenzen, welche den Unterschied und die Harmonie von Glauben und Wissen, Philosophie und Theologie, Kirche und Staat, Wissen und Wollen, metaphysischen und empirischen Wissen untergruben!“