Editorial

„60 Jahre – und kein bisschen weise“, das war ein Ohrwurm der 1970er Jahre und seit der Präsentation durch den Sänger Curd Jürgens auch eine gern gebrauchte Metapher für ein entsprechendes Jubiläum …

Unsere Zeitschrift „Wort und Antwort“ erscheint in diesem Jahr im 60. Jahrgang! Ursprünglich hervorgegangen aus den „Rundbriefen“ für den III. Orden (die „Laienapostel“) bezeichneten sie sich 1960 übergangsweise als „Werkhefte für dominikanische Laienapostel“, um dann ab 1961 unter dem Titel „WORT UND ANTWORT – Zeitschrift für religiöse Vertiefung“ zu erscheinen.

Haben wir im Jubiläumsheft vor 10 Jahren („MedienWirklichkeiten – 50 Jahre Wort und Antwort“) den Schwerpunkt auf die Wahrheitsfrage und die Bedeutung von Interpretation gelegt, so geht es uns – 10 Jahre später – um das Wechselverhältnis von Bild und Wort.

Im Stichwort widmet sich der langjährige Schriftleiter-Kollege der Herder Korrespondenz, Ulrich Ruh (Freiburg/Br.), dem Thema des Medienwandels für kirchliche Zeitschriften. Dieter Funke (Neuss) setzt tiefenpsychologisch an und fragt nach dem Verhältnis von Sprache und Sinnlichkeit (u. a. in der gottesdienstlichen Praxis). Der Kirchenhistoriker Mariano Delgado (Fribourg) geht auf die spanische Mystik in Person des Johannes vom Kreuz ein und untersucht die vorgeblichen islamischen Wurzeln seiner Nacht-Symbolik. Thomas M. Németh (Würzburg) diskutiert theologische Hintergründe des bildlichen Ikonenmalens. Die Weitergabe des Wortes in besonderer Form, nämlich im Sinne von Verkündigungs-Videos des Schweizer Dominikaners Pierre de Marolles wird von dessen Mitbruder Peter Spichtig OP (Fribourg) kritisch gewürdigt. Der letzte Beitrag stammt von Claudia Paganini (Innsbruck), die pictoral turn und iconic turn zum Thema macht und nach dem angemessenen Umgang in sozialen Medien wie Facebook fragt.

Als „Dominikanische Gestalt“ präsentieren wir Meister Eckhart. Dabei greifen wir auf einen Text des Künstlers Jonas Hafner (Augsburg) zurück, der auf das Phänomen der Bildlosigkeit bei Eckhart eingeht. Ulrich Engel (Berlin/Münster) schließlich erinnert in der (für dieses Heft abgewandelten) Rubrik „Wiedergesehen“ an das Theaterstück „Das 1. Evangelium frei nach Matthäus“, das unter der Regie von Kay Voges 2018 an der Berliner Volksbühne zur Aufführung kam.

Es ist zu hoffen, dass in den 60 Jahren des Bestehens der Zeitschrift „Wort und Antwort“ doch ein wenig Weises hervorgebracht wurde …

Thomas Eggensperger OP/Frano Prcela OP