Editorial

Der Untertitel unseres Heftes „Kirche lernt fremd“ verweist auf die zentrale Fragestellung: Ist es sinnvoll, Praktiken, Formen und Methoden von Führung und Leitung, wie sie in der freien Wirtschaft Standard sind, kirchlicherseits zu adaptieren oder gar im Blick auf die Entwicklung eigener Führungsmodelle und Leitungsstile übernehmen?

Die Thematik wird auf verschiedenen Ebenen abgearbeitet: Valentin Dessoy (Mainz) bearbeitet die Strukturen der Pfarrei von morgen und fragt dabei, wie die Verantwortlichen Führung zu übernehmen und gleichzeitig Macht abzugeben haben. Die Bistumsebene wird von einem Generalvikar diskutiert: Klaus Pfeffer (Essen) reflektiert den Zukunftsprozess der Diözese Essen und diskutiert dabei die Herausforderung, Führung in Zeiten von Veränderung zu übernehmen. Seitens der Verbände rezipiert Ulrich Hemel (Tübingen) die 10 Gebote für den Bund Katholischer Unternehmer (BKU). Über inhaltliche und strategische Umbauarbeiten innerhalb der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) berichtet Heide Mertens (Düsseldorf), über neue Strukturen einer überalterten Ordensgemeinschaft Diethilde Bövingloh OSF (Münster). Der ehemalige Direktor der päpstlichen Bank „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR), Ernst v. Freyberg (Frankfurt/M.) formuliert in globaler Perspektive Thesen zum wirtschaftlichen Führen in der Kirche. Scholastika Jurt OP (Arenberg) hinterfragt paradigmatisch den Führungsstil der Stifterin ihrer Kongregation, Schwester M. Cherubine Willimann OP.

Es zeigt sich, dass Kirche von Wirtschaft viel gelernt hat, aber sich dennoch weiter inspirieren lassen könnte – und dies durchaus mit einer kritischen Perspektive. Von dieser Vielseitigkeit der Führungskonzepte in der Wirtschaft berichtet nicht zuletzt Benedikt Jürgens (Bochum).

Thomas Eggensperger OP / Frano Prcela OP