Matthias Steindl, Wohin mit der gleichgeschlechtlichen Liebe in der katholischen Kirche? Ein theologisch-rechtlicher Lösungsvorschlag (Freiburger theologische Studien Bd. 201), Verlag Herder Freiburg/Br. 2025, 448 S., € 85,–.

Im Januar 2022 outeten sich 125 queere haupt- und ehrenamtliche, potentielle und ehemalige Mitarbeiter*innen der römisch-katholischen Kirche öffentlich und forderten u. a. Anerkennung, Akzeptanz und die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. Viele katholische Verbände solidarisierten sich und zahlreiche Bischöfe begrüßten die Aktion. Inzwischen hat sich die Kampagne #OutInChurch zu einem Verein weiterentwickelt und arbeitet u. a. daran, den LGBTIQ+-Anliegen in der Kirche nicht bloß Gehör zu verschaffen, sondern der emotionalen Betroffenheit, die viele kirchenleitende Personen 2022 äußerten, auch rechtliche Konsequenzen folgen zu lassen. An dieser Stelle setzt die an der Universität Regensburg erstellte Dissertation des Kirchenrechtlers Matthias Steindl an. Steindl, Studienleiter bei „Theologie im Fernkurs“ (Würzburg), plädiert in seinem Buch für eine grundlegende Neubewertung gleichgeschlechtlicher Liebe in der katholischen Kirche. Dabei benennt er nicht nur, was sich ändern muss, sondern zeigt auch konkret auf, wie es zu ändern wäre. Dazu spannt er den Bogen von der Auseinandersetzung mit den Humanwissenschaften, insbesondere der Medizin sowie den Sexual- und Sozialwissenschaften (B. I.: „Empirische Forschung zu gleichgeschlechtlicher Sexualität und ihre Berücksichtigung in der lehramtlichen Bewertung“; 32–114), über die bibel- und moraltheologische Analyse der lehramtlichen Verkündigung in den letzten 50 Jahren (B. II.: „Theologische Analyse der lehramtlichen Argumentation“; 115–278), bis hin zu kirchenrechtlichen Konkretisierungen (B. III.: „Öffnung der sakramentalen Ehe als theologisch-rechtliche Option“; 279–366). Zum derzeitigen Wortlaut der einzelnen Kanones des kirchlichen Gesetzbuches CIC formuliert Steindl jeweils einen konkreten „Reformvorschlag“ (347 u. ö.), der sodann akribisch begründet wird. Eine „Einleitung“ (A.: 13–31) und ein „Schluss“-Kapitel (B.: 367–373), ein Register der behandelten Kanones des CIC (374) sowie ein Abkürzungs- (375f.) und ein umfangreiches Literaturverzeichnis (377–444) beschließen den höchst instruktiven Band. Steindls zentrale These, nach der „die Ehe als angemessene Form eines kirchlichen Rechtsinstituts [auch] für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Betracht zu ziehen“ (369) sei, wird für (längst überfällige) Diskussionen sorgen. Dass diese geradezu revolutionäre Perspektive auf schwule und lesbische Verbindungen zugleich auch die heterosexuelle Ehe im Blick auf ihren Charakter als Liebesgemeinschaft wie auch hinsichtlich eines ganzheitlichen Fruchtbarkeitsbegriff theologisch neu justiert, ist nicht zu unterschätzen.

Ulrich Engel OP, Berlin