Anna Maria Riedl, Judith Butler and Theology, Brill Verlag Ferdinand Schöningh Leiden u. a. 2021, XII + 166 S., € 89,–.

A. M. Riedl, Juniorprofessorin für Christliche Sozialethik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität in Bonn, knüpft mit der hier angezeigten, von Maren Behrensen ins Englische übersetzten Veröffentlichung an ihre in Münster vorgelegte Dissertation zur „Ethik an den Grenzen der Souveränität. Christliche Sozialethik im Dialog mit Judith Butlers Anerkennungstheorie“ (2016) an. Riedls Auseinandersetzung mit Butler schreibt sich in aktuelle philosophische und kulturwissenschaftliche Diskurse zu den Themenfeldern Sprache und Macht, Anerkennung und Verletzlichkeit, Demokratie und Widerstand ein. Das in zwei Hauptteile und insgesamt acht Kapitel gegliederte Buch stellt mit Teil A („Butler’s Philosophy“: 1–107) eine gute Einführung in das Werk der US-amerikanischen Denkerin dar; Teil B („Butler and Theology“: 109–152) zeigt anhand ausgewählter Beispiele Möglichkeiten für eine theologische Rezeption ihres Denkens auf. Riedl konzentriert sich dabei in einem ersten Schritt auf die Theologie der Befreiung, die nach einer würdigenden Darstellung v. a. der Option für die Armen mit Butler einer poststrukturalistischen Kritik unterzogen wird. Als zweites fokussiert die Bonner Theologin auf die von Johann Baptist Metz begründete neue Politische Theologie. Dabei kritisiert Riedl mit Rekurs auf Butler u. a. den bei Metz, aber auch beispielsweise bei Kuno Füssel immer wieder anzutreffenden höchst verkürzten Postmodernebegriff. Ein Kapitel zur Praxis der prophetischen Kritik, das an zentraler Stelle die Spannungen zwischen Universalität und Partikularität thematisiert, schließt das instruktive, durch ein Literaturverzeichnis ergänzte wie auch durch ein Namens- und Sachregister gut erschlossene Buch ab.

Ulrich Engel OP, Berlin