Jan Niklas Collet / Jan-Hendrik Herbst, Einführung in die Politische Theologie (essentials), Springer VS Wiesbaden 2023, 41 S., € 14,99.
In politisch krisenhaften Zeiten wundert es wenig, dass die von manchen bereits totgesagte Politische Theologie neuerlich auf Interesse stößt. Ein Blick in das Literaturverzeichnis der vorliegenden Publikation (37–40) listet immerhin 30 einschlägige Titel aus den letzten zehn Jahren auf. Vor diesem Hintergrund führt das sehr schmale Bändchen der beiden Theologen J. N. Collet (Lehrbeauftragter für Fundamentaltheologie an der Universität Tübingen) und J.-H. Herbst (Wiss. Mitarbeiter im Bereich Religionspädagogik an der TU Dortmund) in die „Essentials“ – so auch der programmatische Name der Reihe – der Politischen Theologie ein. Einem begriffsgeschichtlich orientierten ersten Kapitel folgt eine kritische Relecture der Politischen Theologie Carl Schmitts (1888–1985) einschließlich dessen Interesse an den „metajuristischen Bedingungen des Rechts“ (14). Anders als Schmitt, dessen Denken stark durch „ein antiuniversalistisches Moment“ (17) geprägt war, schrieb Johann Baptist Metz (1928–2019) seiner „neuen“, „dezidiert theologischen Politische[n] Theologie“ (Tiemo R. Peters OP) einen universalistischen Movens ein, der sogar noch das vergangene Leid der Opfer der Geschichte zu wenden beansprucht (vgl. Kapitel 3). Gegenwärtig zeigen sich neue Ansätze in der politisch-theologischen Reflexion. Dazu fokussieren die beiden Verf. zum einen auf den Gießener Systematiker Ansgar Kreutzer (*1973), der im Anschluss u.a. an Pierre Bourdieu bes. symbolisch geprägte Armutsphänomene in westlichen Gesellschaften – z.B. den „Mangel an Anerkennung“ (29) – in den Blick nimmt (Kapitel 5.1). Zum anderen (Kapitel 5.2) thematisieren Collet und Herbst kritische Rückfragen der Tübinger Fundamentaltheologin Saskia Wendel (*1964). Mit grundsätzlicher Sympathie mit dem Anliegen der Politischen Theologie fordert Wendel eine kritischere Differenzierung „zwischen legitimatorischen und motivationalen Bezugnahmen auf religiöse Überzeugungen“ (31) ein – nicht zuletzt angesichts der grundlegenden Interpretationsbedürftigkeit der Glaubensgehalte. Auch wenn Wendels Anliegen, wie die Autoren abschließend kurz skizzieren, von postkolonialer Seite nochmals der Kritik unterzogen werden kann, bleibt ihr Anliegen m. E. doch höchst relevant – gerade in einer nachchristlichen Gesellschaft wie der hiesigen.
Collet und Herbst haben eine äußerst kompakte und dennoch zu Diskussionen über Status und Zukunft der Politischen Theologie anregende Einführung vorgelegt. Dem wichtigen Büchlein seien viele Leser:innen gewünscht!