Gionathan Lo Mascolo (ed.), The Christian Right in Europe. Movements, Networks, and Denominiations (Political Science, vol. 129), Transcript Verlag Bielefeld 2023, 286 S., € 45,–.

Im vorliegenden englischsprachigen Band bietet der Politikwissenschaftler G. Lo Mascolo (The Centre for Analysis of the Radical Right, Mountain View CA, USA) empirische Studien über die Christliche Rechte aus mehr als 20 europäischen Ländern. Zu diesen zählen nicht bloß mittel- und osteuropäische Gesellschaften (vgl. die Beiträge zu Russland, Polen, Ungarn, Belarus, Kroatien, Tschechien, der Slowakei, Litauen Rumänien oder zur Ukraine), sondern auch westeuropäische „Kern-Demokratien“ wie z. B. Frankreich und Deutschland, Spanien und Portugal, Norwegen und Großbritannien. Die Lektüre verstört, denn sie zeigt, welch enge Verbindungen die religiöse Rechte zu rechtspopulistischen und -extremen Parteien sowie zu außerparlamentarischen politischen Bewegungen in ganz Europa unterhält. Lange Zeit stand – auch bei uns in Europa – vor allem die Christliche Rechte in den USA im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Lo Mascolos Buch wendet den Blick zurück ad intra. Die 21 höchst substantiellen Beiträge zeichnen nach, wie kirchliche Thematiken – z. B. der Kampf gegen Abtreibung, die Opposition gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, die Verurteilung der sog. „Gender Ideology“ (43, Neil Datta / David Paternotte), Präferenzen für ein patriarchales Familienmodell, antiislamische bzw. antimuslimische Agitation im Namen eines sog. „Christlichen Abendlandes“, Fremdenfeindlichkeit oder die Ausgrenzung von LGBTQ+-Personen – Hand in Hand gehen mit rechten politischen Agenden und Aktionen (vgl. dazu 13–16: „What is the Christian Right in Europe?“). In Deutschland hat sich der Schulterschluss beispielsweise bei den sog. „Märschen für das Leben“ gezeigt, bei denen bis in die jüngste Vergangenheit hinein rechtspopulistische und -extreme Parteien zusammen mit katholischen Bischöfen und traditionalistischen Christ:innen gegen die freiheitlich-liberale Gesellschaft zu Felde zogen (vgl. umfassender dazu Sonja Angelika Strube: 213–230). Zum Glück haben sich die katholischen Bischöfe Deutschlands aufgrund der rechten Nachbarschaft inzwischen – 2024 – von dieser Protestform distanziert. Wer den Rechtsruck in den liberalen Demokratien des Westens und den substantiellen Beitrag der Christlichen Rechten dazu verstehen möchte, dem sei der Band unbedingt empfohlen. Für angehende Theolog:innen sollte er zur Pflichtlektüre gehören!

Ulrich Engel OP, Berlin