Editorial
„W. W. J. D.“ – vier Versalien, die nicht mehr bloß in den USA, sondern zunehmend auch hierzulande auftauchen: auf Armbändchen und Beanies, T-Shirts und Autoaufklebern. „W. W. J. D.“ steht dabei für „What would Jesus do?“ „Was würde Jesus tun?“ Die Frage soll die oftmals charismatischen und/oder freikirchlich organisierten Träger:innen des Slogans daran erinnern, sich in einer konkreten Situation explizit zu vergegenwärtigen, wie Jesus in eben dieser Situation agieren würde. Damit führt die Coverabbildung der vorliegenden WORT UND ANTWORT-Ausgabe direkt in das Feld christlicher Glaubenspraxis.
Unter dem Titel „Mimesis und Nachfolge“ beleuchten die Beiträger:innen des Heftes zwei unterschiedlich formatierte Glaubenspraktiken, deren eine – Mimesis – sich der paulinischen Theologie verdankt, während die andere auf die synoptische Schrifttradition rekurriert. Lukas Bormann (Marburg) differenziert in seinem grundlegenden exegetischen Beitrag die beiden Glaubensweisen und fokussiert dabei auf die politische Dimension der Mimesis. Im Blick auf die Berufung des Zöllners Levi-Matthäus untersucht Marek Lis (Opole) die vielgestaltige Rezeption dieser Evangelienperikope im Film. Eine spiritualitätstheologisch relevante mittelalterliche Neuerfindung der Nachfolge-Praxis führt uns Martina Kreidler-Kos (Osnabrück) am Beispiel von Klara von Assisi vor Augen. Dass die theologischen Topoi der Nachfolge und Mimesis auch wesentliche Konzepte im islamischen Recht – immer in Spannung zur Freiheit – darstellen, zeigt Ahmad Yahya Mohamad (Osnabrück) auf. Vor dem Hintergrund des geistlichen Missbrauchs in der katholischen Kirche macht Hermann Backhaus (Münster) das notwendige Moment der spirituellen Autonomie stark. Ana Thea Filipović DSGN (Zagreb) rekonstruiert im „Stichwort“ das Ordensleben als Nachfolgeexistenz. Zwei weitere Texte vertiefen diese Perspektive: Lucas L. Wieshuber OP (Leipzig) liest den Longseller „Der Berg der sieben Stufen“ (1948) des berühmten US-amerikanischen Mönches Thomas Merton OCSO wieder. Und in der Rubrik „Dominikanische Gestalt“ stellt Ulrich Engel OP (Berlin) den Niederländer Karl Derksen OP (1937–2002) und seine politische Nachfolge-Theologie vor.
Last but not least sind personelle Veränderungen zu vermelden: Dr. Dennis Halft OP (Trier) verlässt die Schriftleitung und Dr. des. Theresa Hüther OPL (Bonn) beendet ihre Arbeit im Redaktionsbüro. Sehr herzlich danken wir beiden für ihr langjähriges Engagement. Neu im WORT UND ANTWORT-Team begrüßen wir nun Frederik Hochdorfer (Tübingen).