Andrea Osten-Hoschek: Reform und Liturgie im Nürnberger Katharinenkloster. Die Sterbe- und Begräbnisliturgie des 15. Jahrhunderts. Edition und Kommentar (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens – Neue Folge Bd. 27), Verlag De Gruyter Berlin – Boston 2022, 246 S., € 104,95.
Mit diesem Band legt A. Osten-Hoschek (Köln) einen weiteren auf die Dominikanerinnen fokussierten Beitrag zur Erforschung der spätmittelalterlichen Ordensreform vor. Das im Zentrum stehende Nürnberger Katharinenkloster kann neben dem Elsässer Kloster Schönensteinbach als eine der Antriebsfedern dieser Reform gelten und bietet dabei auch noch durch seine große und gut erhaltene Bibliothek eine hervorragende Quellenlage.
Mit Reform ist dabei Observanz gemeint, observante Klöster werden von konventualen unterschieden, mit denen eine Abwendung von ursprünglichen Ordensregeln assoziiert wird. Ab dem späten 14. Jahrhundert wird bei den Dominikanern (zunächst bei den Männern) die Observanz federführend, die dann auch auf die Frauenklöster ausgeweitet wurde.
Zu Beginn führt die Verfasserin umfassend die Hintergründe dieser Reform in Nürnberg ein und beleuchtet detailliert Akteure, Motive und Abläufe dieses (unfreiwilligen) Prozesses. Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf die normativen Auswirkungen der Reform (etwa bezüglich Speisegebote, Privatbesitz oder Klausur), sondern geht auch auf die dabei inkludierten theologischen Gedanken ein, die auf eine innerliche kontemplative Haltung der Schwestern gerichtet waren.
Den Hauptteil der Arbeit bildet die Fragestellung, inwiefern sich die observante Reform auf die Sterbeliturgie auswirkte. Auch hier engt die Verfasserin ihre Arbeit nicht auf den normativen Aspekt ein, sondern arbeitet aus der Liturgie die Lebensweise der Schwestern, deren Rollenverteilung und Handlungsmöglichkeiten heraus. Dieser Teil der Arbeit ist durch eine ausführliche, umfassende und handwerklich sehr gute Quellenarbeit geprägt, aus der die Verfasserin sinnvolle Ergebnisse zieht, die sie, wenn nötig, auch quellenkritisch reflektiert.
Darauf folgt ein Vergleich mit der Sterbeliturgie des konventualen Augsburger Klosters, der wegen der für diese Fragestellung hervorragenden Quellenlage sehr gut gelingt. Der Vergleich schließt mit einer klar formulierten Antwort auf die Fragestellung ab, die auch Kritik an zum Teil in der Forschung übernommenen, zeitgenössischen Sichtweisen enthält.
An die gute Quellenarbeit knüpft eine ebenso gute Quellenedition der relevantesten Quelle, der Nürnberger Sterbe- und Begräbnisliturgie an, die für Forscher mit ähnlichen Fragestellungen mit Sicherheit sehr hilfreich sein kann.