Rebekka A. Klein/Friederike Rass (Hrsg.), Gottes schwache Macht. Alternativen zur Rede von Gottes Allmacht und Ohnmacht, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2017, 250 S., € 34,–.

Jenseits der Gott in den klassischen Gottesprädikationen zugeschriebenen Allmacht wie auch jenseits von Neuinterpretationen der Gottesmacht als Ohnmacht des Gekreuzigten vertreten die 14 Beitragenden des von R. A. Klein (Universität Bochum) und F. Rass (Universität Tübingen) verantworteten Sammelbands die Idee einer ‚weak force‘ Gottes. Die vorgelegten Reflexionen zur schwachen Macht Gottes und ihrer subversiven Kraft eröffnen weiterführende Deutungspotenziale für säkulare Gesellschaften. In diesem Sinne ist der Band als ein wichtiger Beitrag zu einer nachmetaphysischen neuen Politischen Theologie zu würdigen! Jakob Helmut Deibl OSB (Universität Wien) bspw. zeichnet den Zusammenhang zwischen der schwachen Macht Gottes und ihrer subversiven Kraft im Ausgang von Gianni Vattimo nach, wenn er dessen ‚pensiero debole‘ im Blick auf ein erneuertes Europa-Narrativ starkmacht (vgl. 35–54). In partieller Distanzierung zum Ansatz von John Caputo sucht Alexander Maßmann (Cambridge University/UK) dessen Vorstellung von der Schwäche Gottes sozial zu wenden (vgl. 73–81), um so „die bestehenden Verhältnisse kritisch bewohnen [zu] können“ (76). Für Philipp Schlögl (Universität Wien) beinhaltet der Gedanke der messianischen Zeit, wie ihn Giorgio Agamben von Paulus her entwickelt hat, das Potenzial, jenseits von Ein- und Ausschluss einen ‚Rest‘ zu generieren, der sich allen Verzweckungen entzieht, „sodass das nackte Leben nicht mehr vom sozialen Leben abgetrennt werden kann“ (105) – oder muss (vgl. 97–105). Man kann diese messianische Existenz mit Agamben ‚Lebensform‘ oder ‚Reich Gottes‘ nennen. Im zweiten Teil des Buches geht es darum, das Motiv der schwachen Macht konstruktiv auf die Theologie hin weiterzudenken. Paradigmatisch sei auf den höchst instruktiven Beitrag von Jonas Francesco Erulo (Universität Münster) verwiesen. Mit Michel Foucault definiert er Macht als Beziehungsverhältnisse; in ihnen „geht es wesentlich um Anerkennung und Subjektwerdung.“ (213) Ausgehend von der Ambiguität der Anerkennungsdynamiken – unabdingbar und prekär zugleich – bestimmt Erulo die Offenbarung der absoluten Macht Gottes in unserer realen Ohnmachtsgeschichte theologisch als freies und befreiendes, enthierarchisierendes, reflexiv-identifizierendes „Mit-Sein“ (225) Gottes in dem einen Menschen Jesus mit den Menschen in ihrer Freiheit. – Über die genannten Texte hinaus sind manch anregende Beiträge zu entdecken.

Ulrich Engel OP, Berlin