Johannes Meier, Kirchenaufbau und Ordensleben, Seelsorge, Bildung und Frömmigkeit. Beiträge zur Geschichte des Christentums in Westfalen und benachbarten Landschaften, hrsg. von Christoph Nebgen und Ursula Olschewski (Westfalia Sacra Bd. 18), Aschendorff Verlag Münster 2018, XV + 335 S., € 58,–.

Anlässlich des 70. Geburtstags des Kirchenhistorikers J. Meier versammelt der Band eine Auswahl seiner Artikel zur westfälischen Kirchengeschichte. Zusammengestellt wurden die Beiträge von zwei Schülern des Geehrten: Ch. Nebgen (Promotion und Habilitation an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und U. Olschewski (Promotion an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum). Mit den beiden genannten Orten sind auch schon die zentralen Wirkstätten Meiers markiert: von 1991 bis 2013 lehrte er an den Universitäten Bochum und Mainz; zudem ist er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. Die Auswahl der Texte repräsentiert Meiers Forschungsschwerpunkte im Bereich der Ordens- und Frömmigkeitsgeschichte, aber auch im Hinblick auf die Reform der Kirche und ihre Beiträge im Bildungssektor. Ein Grußwort von Erzbischof Hans-Josef Becker (Paderborn) (XV), eine umfangreiche „Tabula gratulatoria“ (o.S.) und ein Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Meiers zur Westfälischen Kirchengeschichte (331–334) runden das ungemein informative Buch ab.

Die Bandbreite der einzelnen Themensetzungen ist enorm und reicht beispielsweise hinsichtlich der Prämonstratenser von den Anfängen des Orden im 12. Jahrhundert (21–27) über den Verfall und die Reformanstrengungen der Gemeinschaft im nordwestdeutschen Raum in den zwei Zentenarien zwischen 1350 und 1550 (71–99) sowie über das im Nachklang des Tridentinischen Konzils frömmigkeitshistorisch bedeutsame Wirken des Theologen und Pfarrers Leonard Goffiné O.Praem. (1648–1719) (167–196) bis zur Situation des adeligen Prämonstratenserkonventes in Clarholz am Vorabend der Säkularisation (223–250). Insofern sich Meier durchgängig immer auch missionsgeschichtlichen Fragen gewidmet hat, seien hier auch die Beiträge über einzelne aus Westfalen stammende, missionarisch bzw. missionswissenschaftlich tätige Ordensmänner verwiesen. So erinnert der Verf. mit einem kurzen, aber eindrücklichen Beitrag über Otto Maas OFM (1884–1945) an einen zu Unrecht vergessenen Pionier der Missionswissenschaft (327–330). Weiterhin beschreibt Meier den münsterländischen Jesuiten Bernhard Zumziel SJ (1707–1772), der in Mexiko, genauer: im Süden der Halbinsel Baja Califonia, und später dann in León/Guanajuato und San Luis Potosí zum Einsatz kam (197–210). Die hier sichtbar werdenden Bezüge zwischen der westfälischen Kirchen- und Ordensgeschichte und der Lateinamerikas weisen auf den anderen, eben überseeischen Forschungsgegenstand Meiers hin; nicht umsonst gehört er schon lange der „Studienkommission für lateinamerikanische Kirchengeschichte“ (CEHILA) an. Seine Schlusssätze zu Zumziel würdigen nicht nur dessen Wirken, sondern markieren m.E. auch die über den Tag hinausweisende Relevanz des wissenschaftlichen Engagements des Geehrten selbst: „Die interkulturelle Leistung deutschsprachiger Jesuitenmissionare wie Bernhard Zumziel sollte in einer immer mehr zusammenwachsenden Welt vor dem Vergessen bewahrt werden.“ (210) Als Historiker erinnert Meier an Personen, Ereignisse und Zusammenhänge, die uns helfen können, unsere Zukunft in einer globalisierten Weltgesellschaft menschenwürdig zu gestalten.

Ulrich Engel OP, Berlin – Münster