Kathrin Stepanow, Analysis dubii. Die theologische Legitimität iterativen Zweifelns (ratio fidei Bd. 71), Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2020, 240 S., € 29,95.

K. Stepanow wurde mit vorliegender Arbeit 2019 an der Universität Duisburg-Essen promoviert. In ihrer auf breiter Literaturbasis aus Philosophie und Theologie angelegten Untersuchung befasst sich die Verf.in mit dem iterativen Zweifel, den sie – so ihr Anliegen – als „legitimes Moment des Glaubens“ (12 u. ö.) auszuweisen sucht. Inhaltliche Gehalte von Glaubensüberzeugungen sind im Laufe der Theologiegeschichte immer wieder in Frage gestellt worden. Was aber ehedem schnell als Häresie ausgelegt wurde, dem wird in der neueren theologischen Reflexion zunehmend häufiger Relevanz und Legitimität zuerkannt. Der angebliche Widerspruch zwischen Glauben und Zweifeln wird als ein bloß vermeintlicher entlarvt. ‚Iterativ‘ meint im vorliegenden Zusammenhang ein Verfahren, mit dem sich das zweifelnde Denken schrittweise und in wiederholten Reflexionsschliefen einer (Glaubens-)Lösung anzunähern sucht. Stepanow konzentriert sich in ihrer Analyse im Wesentlichen auf die formale Seite des Problems. In Kapitel 2 (23–98) untersucht sie den Begriff des Zweifels von der Antike über Thomas v. Aquin, Hegel, Kierkegaard u. a. bis zu Tillich mit dem Ziel, eine entsprechende Typologie zu erstellen. Kapitel 3 (99–171) widmet sich der problematischen Frage nach der Möglichkeit „einer dezisionistischen Setzung religiösen Glaubens im Sinne des doxastischen Voluntarismus“ (158). Stepanow schließt den rein willentlichen Weg aus und expliziert im 4. Kapitel (173–217) ihre erkenntnistheoretisch zugespitzte These, nach der erst eine relationale Betrachtung des spannungsvollen Mit- und Gegeneinanders von Glaube und Zweifel den Zweifel als inhärentes Moment des Glaubens sichtbar werden lässt. Die gut strukturierte Studie kann ihre These von der Legitimität des Zweifels im Kontext des Glaubensaktes überzeugend verteidigen. Gleichwohl bleibt am Ende die existentiell drängende theologische Frage unbeantwortet, warum v.a. in der Moderne nicht wenige wirklich aufrichtig zweifelnde Menschen schlussendlich doch ihren Glauben verloren haben bzw. einen solchen nicht finden konnten.

Ulrich Engel OP, Berlin