Alexander Merkl / Patrick Körbs / Bernhard Koch (Hrsg.), Die Friedensbotschaften der Päpste. Von Paul VI. bis Franziskus, Verlag Herder Freiburg/Br. 2022, 623 S., € 42,–.

Ein wichtiger Sammelband zur kirchlichen Friedensethik ist diese Zusammenstellung von päpstlichen Aussagen seit dem Ende des Vaticanum II. Es gibt bislang 56 Botschaften von vier verschiedenen Päpsten seit dem Januar 1968, als Papst Paul VI. die Weltfriedenstage ins Leben gerufen hatte. Viel Beachtung haben die päpstlichen Schreiben in der Regel auch nicht erfahren. Es ist Anliegen der Herausgeber A. Merkl (Hildesheim), P. Körbs (Diplomatischer Dienst des Hl. Stuhls) und B. Koch (Institut für Theologie und Frieden Hamburg), eine formal vereinheitlichte und sprachlich bearbeitete Textsammlung zu präsentieren, sowie darüber hinaus eine ausführliche kommentierende Einführung voranzustellen.

Die „Botschaften zur Feier der Weltfriedenstage“ (Teil B) sind chronologisch geordnet (1968–2022) und umfassen den größten Teil des Buches: Dem Teil vorangestellt ist die „Kommentierung“ (Teil A), bestehend aus drei Beiträgen seitens der Herausgeber zur näheren Erläuterung des Umfelds. Koch skizziert eine „Ethik für alle Menschen guten Willens“ (19–36) und setzt sich dazu mit dem theologischen Anspruch einerseits sowie dem philosophischen Argument andererseits auseinander. Er begründet diesen Zusammenhang mit der Enzyklika „Pacem in terris“ (1963), in der Papst Johannes XXIII. mit der Formel „an alle Menschen guten Willens“ bewusst den Raum des Katholischen verließ. Zentrales Thema bleibt die Frage nach der legitimen Gewalt. Der zweite Beitrag von Merkl stellt Eckpunkte des Gesamtrahmens kirchlicher Friedensethik dar (37–50) und zeigt die Beziehung der päpstlichen Friedensbotschaften zu deren Enzykliken, aber auch zum Hirtenwort der deutschen Bischöfe „Gerechter Friede“. Körbs stellt schließlich eine ausführliche „Einordnung der päpstlichen Botschaften zu den Weltfriedenstagen“ (51–124) vor und versucht den grundgelegten „sehr weiten Friedensbegriff“ (57) der Botschaften zu systematisieren. Es zeigt sich, dass die verschiedenen Päpste sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Paul VI. bemüht sich angesichts des vorherrschenden Kalten Krieges um eine „Kultur des Friedens“ und betrachtet dies als einen Erziehungsauftrag. Johannes Paul II. setzte Akzente hinsichtlich der Menschenrechte, der internationalen Beziehungen und der sozialen Fragen, aber auch der Schöpfungsverantwortung. In den Botschaften Benedikts XVI. sieht der Autor den Schwerpunkt in der Humanökologie und der ganzheitlichen Entwicklung, was dann seitens Papst Franziskus weitergeführt und vertieft wird.

Für die Debatten der Friedensethik ist dieser Sammelband eine thematische und inhaltliche Bereicherung, und es ist ein Verdienst der Herausgeber, die vielen Friedensbotschaften der Päpste für den Diskurs der Thematik einordnen zu können.

Thomas Eggensperger OP, Berlin