Editorial

In tempore belli ein Heft zum Thema „Krieg statt Frieden“ herauszugeben beinhaltet ein doppeltes Risiko. Ersten könnte die Titelformulierung als Kriegstreiberei missverstanden werden. Das liegt uns fern. Zweiten können Frontverläufe sich verschieben, politische Allianzen sich ändern und öffentliche Meinungen sich wandeln. Deshalb sucht unsere WORT UND ANTWORT-Ausgabe eine grundlegenderen Blick auf die Thematik zu werfen. „Krieg und Frieden“ sind – nicht erst seit Lew Tolstois gleichnamigem Epos – sowohl antipodisch als auch symbiotisch, was in diesem Themenheft zu Beginn durch Thomas Eggensperger OP ausgeführt wird. Bischof Peter Kohlgraf, seit 2019 Präsident der Friedensinitiative „Pax Christi“ in Deutschland, stellt den klassischen Terminus des „Gerechten Kriegs“ dem neu entwickelten des „Gerechten Friedens“ gegenüber und zeigt dabei die Ambivalenz der biblischen Friedensbotschaft auf. Eine ähnliche Fragestellung greift auch Thomas R. Elßner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Militärbischofsamt Berlin, auf, wenn er die Debatte um das „bellum iustum“, die schon Augustinus geführt hat, nachzeichnet. Am Beispiel des in der westlichen Öffentlichkeit kaum beachteten Bürgerkriegs im äthiopischen Tigray zeigt der Afrika-Referatsleiter des „Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes“, Marko Kuhn, wie sich ein solcher Konflikt auf das religiöse Leben auswirkt bzw. welche Rolle die Religion in dieser Situation spielt. Der Hildesheimer Ethiker Alexander Merkl diskutiert die ethische Vertretbarkeit von Waffenlieferungen am Beispiel des Ukraine-Kriegs und der notwendigen Abwägung, ob es zu einer Eskalation oder Eindämmung der Gewalt kommen könnte. Kriege erreichen uns primär über die Medien; so ist es sinnvoll, nach der friedensethischen Einordnung des Kriegsjournalismus zu fragen, was seitens der Salzburger Medienethikerin Noreen van Elk geschieht.

Im Rahmen der Rubrik „Dominikanische Gestalt“ stellt Laurentius Höhn OP (Worms) den belgischen Friedensnobelpreisträger Dominique Pire OP vor, der sich um die „dispaced people“ des II. Weltkriegs bemühte und so zum „Vater der Heimatsuchenden“ wurde. Ein anderer Dominikaner, der deutsche Franziskus Stratmann OP, war bekennender Pazifist. Sein Aufsatz zur Frage eines möglichen Kriegs gegen Russland machte schon 1931 deutlich, dass Krieg in jeder Form als Mittel der Politik ausgeschlossen sein sollte; Carsten Barwasser OP (Vallendar) nimmt kritische eine Relecture dieses Textes vor.

Last but not least danken wir Sidney Kaufmann (Berlin) für seine wiederholte Aushilfe im Redaktionssekretariat.

Thomas Eggensperger OP / Ulrich Engel OP