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Andrzej Friszke/Antoni Dudek, Geschichte Polens. 1939–2015 (Übersetzung und wissenschaftliche Redaktion von Bernard Wiadermy), Verlag Brill Schöningh Paderborn 2022, 721 S., € 69,–.

Die beiden Autoren des Bandes zur polnischen Zeitgeschichte sind renommierte Vertreter ihres Fachs. A. Friszke, Mitglied des „Klubs der katholischen Intelligenz“, Mitarbeiter des Instituts für politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften und schließlich als Professor korrespondierendes Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften, trat in Erscheinung mit zahlreichen Publikationen zur Geschichte der demokratischen Opposition in der Volksrepublik Polen unter besonderer Berücksichtigung der Bewegung „Znak“ und der Gewerkschaft „Solidarność”. Friszke verantwortet den ersten Teil des Bandes, der Polen in den Jahren 1939–1989 („Zwischen Besatzung, staatlicher Abhängigkeit und dem Streben nach Freiheit“, 3–531) in den Blick nimmt. Interessant dabei ist die Bewertung der Volksrepublik Polen, die seit den 1950er Jahren weniger als Umwandlung in eine spezielle Form des autoritären Systems zu betrachten ist, sondern vielmehr als ein totalitärer Staat, der sich zunehmend reserviert der kommunistischen Partei gegenüber verhielt. Nicht zu unterschätzen war die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegenüber den totalitären Tendenzen.

Den zweiten Teil des Bandes verfasste A. Dudek, Historiker und Politikwissenschaftler (Kardinal Stefan Wyszyński-Universität). Er setzt die chronologische Untersuchung für die Jahre 1989–2015 fort („Zwischen Freiheit und sozialer Sicherheit“, 533–657). Er skizziert die teilweise recht turbulente politische Aktivität Polens von der „Solidarność“ bis hin zum Sieg der PiS, die aktuell die Macht in den Händen hat. Dudek beendet seine Studie mit dem Hinweis, dass in Polen selbst die soziale Lage des Landes deutlich kritischer gesehen wird als im Ausland, das für Polen spektakuläre Erfolge hinsichtlich des gestiegenen Lebensstandards und anderen Wirtschaftsindikatoren sieht.

Der Studie angehängt sind ausführliche bibliographische Hinweise für die einzelnen Epochen der untersuchten Geschichte Polens, sodann ein Überblick über die Wahlergebnisse der Parlamentswahlen 1989 und der Präsidentschaftswahlen 2015 sowie ein – für einen solch voluminösen Band immer hilfreiches – Stichwortverzeichnis. Das Buch sei allen empfohlen, die eine profunde Studie suchen, um die polnische Geschichte aus polnischer Sicht kennenzulernen.

Thomas Eggensperger OP, Berlin