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Karl Matthäus Woschitz, Lachen und Weinen. Die Expressivität menschlicher Innerlichkeit – eine Kulturgeschichte, Verlag Herder Freiburg/Br. 2022, 1.029 S., € 88,–.

Der Grazer Religions- und Bibelwissenschaftler K. M. Woschitz versucht in diesem voluminösen Werk, die übernationale Geschichte der Menschheit zu schreiben, die von je her bis heute lacht und weint. Auf 15 Kapiteln aufgebaut, hat der Autor eine Kulturgeschichte über die spezifischen Ausdrucksformen menschlicher Innerlichkeit verfasst.

Nach einer anthropologisch geprägten Einführung (1. Kapitel) beginnt ein lucider Parcours durch die Philosophie-, Religions-, Theologie- und Geistesgeschichte. Da der Autor systematisch vorgeht und nicht chronologisch, ist die Lektüre trotz des Umfangs bis zum Ende interessant und instruktiv. Nach „Entzifferungen“ (1. und 2. Kap.), dem Blick auf „das Nichtige und das Negative als Frage und Rätsel“ (3. Kapitel, das den Leidenden, den Opfernden und Tötenden beschreibt), finden sich „Konfigurationen“ (4. Kapitel u. a. mit Bezug auf Goethe, Rilke und Mahler) und vertiefende Studien zu „Mimesis“ (5. Kapitel), zu Mythischem (6. Kapitel mit Ägypten, Mesopotamien, Griechenland) und Tragischem (7. und 8. Kapitel mit Aischylos und Nietzsche, Sophokles und Euripides u. a.), um sodann auf die Attische Komödie (9. Kapitel von Aristophanes über Cervantes zu Dostojewski) und das Poetische (10. Kapitel) zu kommen. Nach der Gnosis (11. Kapitel) kommt Woschitz (wieder) zur Philosophie (12. Kapitel), um – erst dann – auf das Erste und Zweite Testament einzugehen (13. und 14. Kapitel). Das 15. Kapitel geht auf einzelne Akzente und Autoren ein, die – bis dahin – noch keine Chance hatten, erwähnt zu werden (so Vergil, Kafka, Till Eulenspiegel).

Ein „Postskriptum: Finis infinitum“ beendet das Werk, wenngleich es mit dem Verweis auf den Tod als das Ende aller Innerlichkeit weniger Postskript denn eher das große Thema weiter reflektierend ist. Für die Leserschaft wäre ein Personen- und Sachverzeichnis hilfreich gewesen, um mit der Fülle des Materials auf der Suche nach Details fündig zu werden. Alles in allem bedeutet die empfehlenswerte Lektüre ein Exerzitium zur Innerlichkeit, die den aufmerksamen Leser:innen selbst zur Frage wird.

Thomas Eggensperger OP, Berlin – Münster