Marko P. Đurić, Biblijom i Kur‘anom do Jednoga Boga Stvoritelja, Naučnoistraživački institut „Ibn Sina“ Sarajevo 2016, 282 S.

Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Europa war u. a. vom Krieg in Bosnien und Herzegowina überschattet. Obgleich ihn seriöse Beobachter bzw. Historiker keinesfalls als einen Religionskrieg bezeichnen würden, spielten die Religionsgemeinschaften eine wichtige Rolle. Dies liegt nicht nur an dem Umstand, dass in Bosnien und Herzegowina die Glaubens- bzw. Kirchenzugehörigkeit der drei konstitutiven Völker (Bosniaken, Kroaten und Serben) deckungsgleich mit ihrer jeweiligen nationalen Identität war. In dem Land war vor dem Krieg nahezu unisono zu vernehmen, dass seine Besonderheit nicht nur auf seiner kulturellen, sondern auch konfessionellen Vielfalt beruht(e!). Die als Modell einer guten Beziehung zwischen Islam und Christentum (nicht nur für Europa) angeführte friedliche Koexistenz kam mit der geballten Brutalität des mehrjährigen Krieges zum Erlöschen. Es entsteht der Eindruck, als seien sonst nirgendwo in Europa Christen und Muslime einander zur gleichen Zeit so nah und doch so fern, wie es in diesem Land auch heute noch der Fall ist.

Der Krieg ist vorbei. Der Frieden ist nach wie vor recht brüchig. Das Vertrauen ist verloren und die Wunden des Krieges noch immer sichtbar. Mithin ist jeder dialogische Impuls, der frei von Pathos daherkommt (Überbetonen der Gemeinsamkeiten oder Verharmlosen der bestehenden Zerwürfnisse) sehr willkommen. In diesem Licht ist auch das hier anzuzeigende Buch (dt.: „Mit Bibel und Koran zum Einen Gott, den Schöpfer“) zu sehen. Es ist ein Versuch, alle drei abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – an ihre geistigen Identitäten zu erinnern, die unweigerlich die Verpflichtung nach sich ziehen, die gemeinsame Verantwortung für die Beziehungen in der Gesellschaft zu übernehmen, in der sie leben.

In verständlicher Sprache erinnert M. P. Đurić an die Grundlagen zur Intensivierung der interreligiösen Verständigung und schließt mit dem Fazit, es möge alles in gegenseitigen Respekt münden. Der Autor beschönigt nichts und hält auch mit seiner Kritik an allen drei Religionen nicht zurück. Diese richtet sich vornehmlich gegen die Serbisch-Orthodoxe Kirche und ihre politische Rolle (nicht nur!) während des Bosnien-Krieges. Gewiss bietet das Buch kein systematisches Konzept eines interreligiösen Dialoges, es ist vielmehr eine vehemente Kritik jeglichen Ausschlusses und ein Aufruf zu einem authentischen Christentum, Islam und Judentum. Das größte Hindernis sind nicht unangenehme Erfahrungen mit den Anderen und Andersartigen, sondern vielmehr das Nicht-Kennen der Anderen, so der Autor. Über andere sprechen und mit anderen sprechen ist für ihn nicht einerlei, im Gegenteil. Vieles erzählt der Autor aus eigener Erfahrung. Dadurch bekommt sein dialogisches Plädoyer einen zeugnishaften Charakter für einen zeitgemäßen ökumenischen und interreligiösen Dialog – nicht nur in Südeuropa.

Frano Prcela OP, Mainz