Aaron Langenfeld, Das Schweigen brechen. Christliche Soteriologie im Kontext islamischer Theologie (Beiträge zur Komparativen Theologie Bd. 22), Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 2016, 427 S., € 56,–.

In religiös bewegten Zeiten überstellt A. Langenfeld (Paderborn) den Glauben an Heil und Erlösung in Christus der Komparation mit islamischen Theologien. Er legt einen kritischen Zugang: der interreligiöse Dialog sei tendenziell durch Wahrheitsansprüche unterlaufen, die je zu einer Entfaltung ihrer Identität ohne Rückbindung an Alteritäten neigen. So geben sie ihre rationalen, emanzipatorischen und friedlichen Potentiale preis. Um der eigenen Konsistenz willen sei dieser Zug aber fundamental und Langenfeld versucht, diesen in einem Dreischritt zu entwickeln: philosophisch (autonom-vernünftig), christlich-theologisch und zuletzt interreligiös. – Langenfeld strengt eine rationale Apologie und Öffnung soteriologischen Denkens an. Seine Option ist die in Freiheit ansetzende Theologie Thomas Pröppers, wodurch sich diese Arbeit einerseits ihrem breiten Rezeptionsprozess einfügt, aber andererseits zu einem deutlich kleineren Kreis gehört, die sich eine produktive Entwicklung derselben trauen. Erwartungsgemäß ist der Kontakt von Philosophie und Theologie sehr eng, dessen Schema Langenfeld kompetent zerlegen und wieder fügen kann. Die breiten Problemfeldskizzen zur Exposition der Stärken seiner Option führt er gekonnt und überzeugend aus. Generell sind diese Abschnitte gut ausgearbeitet und bieten einen effektiven Zugang ins Thema und dessen anhängende Diskurse (s. Apparat).

Anlass zur Kritik gibt der angewandte Dialog. Dessen Basis ist die philosophische Kritik, von der aus die Komparation als „positive Provokation“ zur Rechenschaftspflicht betrieben wird. Ein Supremat der christlichen Position wird in dieser Konfrontation zuvor „[v]öllig ausgeschlossen“ – und doch wird genau das zuvor erarbeitete Schema als Kriteriologie des Dialogs angesetzt (vgl. 322, 326, 329, 340–345, 364f.; 385). Eine paritätische Betrachtung sei nur möglich, „wenn das analysierte islamische Heilsverständnis nicht im Widerspruch zum christlichen Begriff von Erlösung und Heil steht“ (317–319 u. Anm. 1). Der Dialog bietet so eine gebrochene Optik auf die Individualität islamischer Theologien, die zu kurz behandelt werden, um deren theologische Rationalisierungsmodelle ausreichend abzubilden, damit sie Resilienz entfalten. – Die Stärke der ersten Schritte, eine konsistente ratio fidei, wird hier Schicksal des inklusiven Anliegens. Vielleicht hätte ein alternatives Drehmoment der Dialogsituation gerechter werden können?

Rainer Gottschalg, Köln – Salzburg