Editorial

„Die besten Postapokalypse-Spiele, die du vor der Apokalypse spielen solltest“, stellte Jonas Wekenborg, Experte für Software und Games, Anfang 2019 auf dem Tech-Portal „Giga“ vor. Angesichts der Tatsache, dass die Post-Apokalypse seit Jahren bereits ein populäres Setting für zahlreiche Videospiele darstellt, fragt Wekenborg, ob dies bedeute, „dass sich zahlreiche Spieler insgeheim wünschen, dass endlich alles vorbei ist“ (www.giga.de, Abruf: 12.07.2021).

Das vorliegende WORT UND ANTWORT-Heft greift das bei Wekenborg vermutete Lebensgefühl in seinem Titel auf: „Die Welt geht unter. Wer kommt mit?“ Allerdings kommentieren die versammelten Texte nicht bloß aktuell virulente Stimmungen. Vielmehr versuchen sie die dort sichtbar werdenden Depressionen (Joachim Valentin im Blick auf Lars von Triers Film Melancholia, 2011) und Todessalienzen (Dagmar Peterson fokussiert auf Klimawandel, Artensterben und Umweltzerstörung) tiefergehend als Zeichen der Zeit zu verstehen. Dazu passt auch die Beobachtung, dass sich apokalyptisches Denken in den Monaten der Corona-Pandemie verstärkt artikulierte. Aus dogmatischem Blickwinkel und in einer Relecture der Johannesoffenbarung definiert Hans-Georg Gradl vor diesem Hintergrund die Apokalyptik als eine zentrale Form des Krisenmanagements, das Leben schützen und Handlungsoptionen eröffnen will. Biblisch gesehen, darauf machen Joachim Kügler und Blessing Nyahuma aufmerksam, eignet den apokalyptischen Texten zumeist ein politisches Widerstandspotential. In systematischer Hinsicht rekonstruiert Jürgen Kroth dieses Potential in den „Unzeitgemäßen Thesen zur Apokalyptik“ des Münsteraner Theologen Johann Baptist Metz (1928–2019). Chiliasmus (Leonard Lehmann OFMCap am historischen Beispiel des Joachim von Fiore, um 1135–1202) und Millennialismus (Hans Gasper OPL im Blick u.a. auf evangelikale und pentekostale US-Kirchen) stehen für radikale Erwartungen. Ihre geschichtliche Nicht-Einlösung ist ihr Problem – wie auch eine antijudaistische Entkoppelung von Kirche und Israel. Letzteres gilt nicht nur für manche millennialistischen Positionen, sondern auch für die apokalyptischen Predigten des Vincenz Ferrer OP (1350–1419), wie Norbert Schmeiser aufzeigt.

Für die freundliche Bereitstellung des Umschlagbildes und die Gewährung der entsprechenden Abdruckrechte danken wir Signe A. Rasmussen für Zentropa Administration ApS.

Ulrich Engel OP