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Klaus von Stosch, Herausforderung Islam. Christliche Annäherungen, Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 2016, 208 S., € 24,90.

In den letzten Jahren wurde und gegenwärtig wird viel über den Islam diskutiert. Dabei wird nicht selten der Blick auf sein Verhältnis zur Gewalt verengt. K. von Stosch (Paderborn) legt mit seinem Buch „Herausforderung Islam“ einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um das christliche-islamische Verhältnis vor. Dabei unternimmt er den Versuch, „den Islam möglichst überzeugend zu präsentieren“ (9), wohl wissend, dass selbst „diese wohlwollende Darstellung des Islams immer eine christliche Wahrnehmung“ (9) bleibt.

In den sieben Hauptabschnitten bearbeitet der Autor die unterschiedlichsten Fragen. Er beginnt zunächst mit zwei zentralen Punkten, dem Koran und dem Propheten Mohammed. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Zeugnis für den einen Gott, islamischen Vollzügen sowie der Frage nach dem Menschen als Statthalter Gottes. Notwendigerweise bearbeitet von Stosch auch die Frage nach Modernisierung und Gewalt in monotheistischen Religionen. Abschließend bearbeitet er die Frage nach dem bleibenden Sinn der wechselseitigen Verwiesenheit von Islam und Christentum. Auffallend und zugleich besonders bemerkenswert ist dabei die Vorgehensweise in den jeweiligen Kapiteln. Seinem eigenen Ansatz entsprechend stellt von Stosch die für das jeweilige Thema überzeugendste islamische Theorie an den Anfang seiner Überlegungen. Dabei macht er explizit deutlich, ob es sich um eine Randposition, einen neueren Forschungs- und Interpretationsansatz oder eine klassische Mehrheitsmeinung innerhalb der islamischen Theologie handelt. Dem Leser wird also direkt vor Augen geführt, wie stark die jeweilige Position im inner-islamischen Dialog ist. Anschließend versucht er, den Mehrwert der von ihm herausgearbeiteten Positionen für die christliche Theologie deutlich zu machen.

Nachvollziehbarerweise können die vom Autor angerissenen Fragen zum christlich-islamischen Dialog in seinem Beitrag nicht erfüllend diskutiert werden. Dies ist aber auch nicht der Anspruch des Werkes. Schon im Untertitel „christliche Annäherungen“ wird deutlich, dass es einen Überblick über die gegenwärtigen Diskussionen innerhalb der islamischen Theologie und deren Verhältnis zur christlichen Theologie gehen soll. So formuliert von Stosch als Anregung: „Unausgeschöpfte Möglichkeiten der Begegnung miteinander und mit Gott warten darauf, erkundet zu werden. Vielleicht kann dieses Buch ja eine erste Einladung sein, sich dazu herausfordern zu lassen“ (178). Anfang dieses Jahres wurde der Autor für seine Publikation mit dem wichtigsten Buchpreis der Islamischen Republik Iran ausgezeichnet.

Wer sich auf eine christlich-islamische Begegnung einlassen will, sollte „Herausforderung Islam“ zu Hand nehmen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Christoph Brandt OP, Mainz