BÜCHER

Konrad J. Kuhn/Katrin Sontag/Walter Leimgruber (Hrsg.), Lebenskunst. Erkundungen zu Biographie, Lebenswelt und Erinnerung (FS Jacques Picard), Böhlau Verlag Köln u. a. 2017, 604 S., € 50,00.

Die Festschrift für Jacques Picard möchte ein „Lesebuch“ (10) sein, welches verschiedene Ausdrucks­formen – seien es wissenschaftliche Beiträge, ­nachdenkliche Essays, engagierte Reflexionen, literarische Kurztexte, Gedichte und Bilder – zusammenführt, um dem breiten Spektrum der Interessen des Geehrten gerecht zu werden. Die Interessen des in Basel lehrenden Kulturwissenschaftlers und Professors für Allgemeine und Jüdische Geschichte werden in der ihm zugeeigneten Festschrift mittels dreier thematischer Abschnitte konzeptionell herausgehoben.

Im ersten Abschnitt („Wissen und Atmosphären“) gehen gut ein Dutzend Autor*innen auf das Thema der Wissenschaftlichkeit ein und beleuchten sie in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung. So thematisieren einige Beiträge das Wechselverhältnis von Journalismus, Populärwissenschaft und akademischer Wissenschaftlichkeit. Der zweite Abschnitt („Passagen und Transformationen“) setzt am Phänomen des Reisens und der Migration an, wobei letztere keineswegs immer ein freiwilliger Akt war und ist. So finden sich Aufsätze zu sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten (z. B. Theodor Herzl und Nikolaus v. Flüe) und Orten (z. B. Indien, Ukrainer in Dänemark, Vilnius und Tel Aviv), die mit den im Abschnitt bezeichneten Passagen und/oder Transformationen zu tun haben. Im dritten und letzten Abschnitt („Brüche und Störungen“) wird zum einen das Scheitern zum Thema, zum anderen Sequenzen aus der jüdischen Geschichte. Überschrieben werden die drei Abschnitte – wie der Gesamttitel des Buches auch – mit dem Begriff der „Lebenskunst“, seitens der Verantwortlichen verstanden als „jenes gemeinsame feine Gewebe, jenes humanistische Ideal, das sich in den sehr unterschiedlichen Erzählungen und Zugängen finden lässt und dabei als ein Modus der Alltagsbewältigung auftritt, der vom privaten Leben bis zu gesellschaftlichen Aushandlungen reicht.“ (12)

Die Konzeption des Sammelbands bringt notwendigerweise eine hohe Disparatheit inhaltlicher und struktureller Natur mit sich, aber dafür findet sich in der großen Menge der unterschiedlich ausgerichteten Texte für jede*n etwas. Dies ist sicherlich im Sinne Jacques Picards!

Thomas Eggensperger OP, Berlin – Münster