Michael Schüßler / Teresa Schweighöfer (Hrsg.), Kirche als Netzwerk pastoraler Orte und Ereignisse. Empirische Erkundungen und theologische Perspektiven, Matthias Grünewald Verlag Ostfildern 2022, 137 S., € 25,–.

Die leitende These des von M. Schüßler (Tübingen) und T. Schweighöfer (Berlin) verantworteten Sammelbands lautet: Kirche findet überall dort statt, wo sich das Evangelium ereignet. Kirche am Ort wird so zu einem offenen Netzwerk vieler Orte und Gelegenheiten. Daraus folgt die Notwendigkeit, eine „Ereignis-Netzwerk-Pastoral“ (49) zu etablieren. Ausgangspunkt der versammelten Reflexionen ist der Kirchenentwicklungsprozess „Kirche am Ort. Kirche an vielen Orten gestalten“, den die Diözese Rottenburg-Stuttgart zwischen 2015 und 2020 durchgeführt hat. Von Seiten des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Tübingen wurde der Prozess von 2017 bis 2019 mit einem eigens entwickelten Methoden-Mix wissenschaftlich begleitet. Im Rahmen einer soziologischen „Tiefenbohrung“ (8) in einer konkreten Seelsorgeeinheit entstand die Studie „Kirche im Netzwerk pastoraler Orte und Ereignisse“, die als Open Source frei zugänglich ist1 (vgl. den zusammenfassenden Forschungsbericht von Tobias Dera, Tübingen: 17–25) und im hier angezeigten Buch aus verschiedenen Perspektiven kommentiert und weitergedacht wird. Von Relevanz ist dabei die durchlaufende Frage, wie sich eine Netzwerkkonzeption zur Kirche als Hierarchie, Organisation oder Bewegung verhält. Besonders hervorgehoben seien hier die beiden Beiträge von Schüßler („Qualitative Netzwerkforschung in der Theologie“: 27–51) und dem Grazer Pastoraltheologen Rainer Bucher („Zu einigen exemplarischen Problemen der Kirchenentwicklung“: 99–110). Damit eine Netzwerkpastoral mehr wird als eine „Optimierungsoption“ (48) der bestehenden Organisationsstrukturen, braucht es nach Bucher kirchliche Mitarbeiter*innen, „die nicht dem bisherigen Milieu und Habitus entsprechen, sondern ein wirklich neues, zeitgenössisches Bild christlicher Existenz und in Folge dessen ein neues Bild kirchlicher Praktiken präsentieren und realisieren können.“ (109) Ihren Ort hätten ihre pastoralen Praxen nach Überzeugung Schüßlers in einem „Dazwischen, im Kleinen und Unsichtbaren“ (48). Diesen Orten und v. a. den dort lebenden und in eigener Freiheit und Verantwortung agierenden Menschen gebührte die „theologische Aufmerksamkeit“ (ebd.). Der Sammelband liefert gute Argumente dafür, dass eine solche Netzwerkkirche möglich ist!

Ulrich Engel OP, Berlin