Marcus Leitschuh / Katharina Kluitmann (Hrsg.), Wir können auch anders! Der Beitrag der Orden zum Synodalen Weg und für die Zukunft der Kirche, Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach 2022, 151 S., € 20,–.

Der massenhafte Missbrauch im Innersten der Kirche durch Priester und Ordensmänner, das oftmals langjährige Vertuschen des Unrechts durch Verantwortliche und die mancherorts nur zögerliche Aufarbeitung lassen hierzulande viele Menschen resignieren und treiben unzählige zum Kirchenaustritt. Dass auch andere Reaktionen auf den Skandal möglich sind, versuchen die Mitglieder des Synodalen Wegs in Deutschland zu zeigen, in dessen Rahmen sie die systemischen Bedingungen des sexuellen und geistlichen Machtmissbrauchs offenlegen und neue, partizipative und gendergerechte Formen des kirchlichen Miteinanders erarbeiten. Der von M. Leitschuh (Zentralkomitee der deutschen Katholiken) und K. Kluitmann OSF (Provinzoberin der niederländischen Provinz der Franziskanerinnen von Lüdinghausen) verantwortete schmale Band versammelt Statements von neun Ordensfrauen und sechs Ordensmännern zur aktuellen Reformdebatte – allesamt sind oder waren sie beim Synodalen Weg als Mitglieder oder als Berater:innen engagiert. Zu entdecken gibt es in dem lesenswerten Buch kirchenpolitisch pointierte Positionen (Philippa Rath OSB) genauso wie zutiefst spirituelle Beiträge (M. Scholastika Jurt OP). Plädoyers für „andere Priester:innen“ (125; Stephan Ch. Kessler SJ) stehen neben Vorschlägen zu Amtszeitbegrenzungen, wie sie in den allermeisten Gemeinschaften praktiziert werden (Maria Stadler MC). Vieles von dem, was aus den Erfahrungen der Orden in den Synodalen Weg eingebracht wird, „macht […] Hoffnung und Mut“ (91; Katharina Ganz OFS), auch wenn Hans Langendörfer SJ zu Recht feststellt: „Die Krise der Kirche färbt auf die Orden und Geistlichen Gemeinschaften ab.“ (97) Gerade in ehrlicher Anerkennung der Tatsache, dass das Kloster per se „keine heile, perfekte Welt“ (103; Simon Hacker OP) darstellt, ist die in den Ordensgemeinschaften (zumindest versuchsweise) praktizierte „geistliche Dialog- und Streitkultur“ (ebd.) unhintergehbare Voraussetzung, um im System Kirche zu solcherart Veränderungen zu gelangen, die dem massiven Ausmaß des Missbrauchsskandals wenigstens einigermaßen angemessen sind.

Ulrich Engel OP, Berlin