Das letzte Drittel: der Heilige Geist (1/2025)
Bergmann, Christoph | Eggensperger, Thomas | Prcela, Frano
„Da scheiden sich die Geister!“ – insbesondere dann, wenn es um den Heiligen Geist geht. Was hat es mit der dritten göttlichen Person der Trinität auf sich, die meist als Appendix des christlichen Glaubens oder als letztes Drittel mitläuft und damit sogar im Christentum selbst der Vorwurf der Geistvergessenheit erhoben wird. Unter dem Titel „Das letzte Drittel: der Heilige Geist“ werden in dieser Ausgabe verschiedene Perspektiven aufgezeigt.
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Stichwort
Propach, Xaver M.
Kaum ein deutsches Wort ist derart bedeutungsschwer und facettenreich wie das Wort „Geist“. Selbst philosophische Giganten wie Max Scheler (1874–1928) und Immanuel Kant (1724–1804) sagten über ihn: „Was aber ist jener ‚Geist‘, jenes neue und so entscheidende Prinzip? Selten ist mit einem Worte so viel Unfug getrieben worden – einem Worte, bei dem sich nur wenige etwas Bestimmtes denken.“ Bzw. „[I]ch weiß nicht einmal, was das Wort Geist bedeutet. Da ich es indessen oft selbst gebraucht oder andere habe brauchen hören, so muß doch etwas darunter verstanden werden, es mag nun dieses Etwas ein Hirngespinst oder was Wirkliches sein.“
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Reuter, Eleonore
In der gelebten Spiritualität der deutschen Katholik*innen spielt der Heilige Geist keine besondere Rolle. Möglicherweise liegt das auch daran, dass in der Alltagssprache „Geist“ am ehesten mit „Gespenst“ assoziiert wird. Da kann es helfen, die biblischen Wurzeln freizulegen, um neue Impulse zu erhalten.
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Böhnke, Michael
Auf wunderbar poetische Weise hat John Lennon im März 1971 durch einen Song, der Popgeschichte geschrieben hat, der Entzauberung der Welt Ausdruck verliehen. Lennon hat an die Einbildungskraft appelliert, sich inhaltlich zugleich aber nachmetaphysischer Rationalität verschrieben: „Above us only sky“. Darin steckt eine feine Ironie. Wie kann man in poetischer Form und gleich mit dem ersten Wort an die Einbildungskraft appellieren und zugleich die Perspektive der um Objektivität bemühten nachmetaphysischen Rationalität preisen? Ist es nicht eben jene rationale Weltsicht, in deren Perspektive die Einbildungskraft wegen ihres notwendig subjektiven Charakters kritisch gesehen wurde? Wie dem auch sei: Die Rationalisierung der Lebenswelt ist das, was Max Weber (1864–1920) mit dem Schlüsselbegriff „Entzauberung der Welt“ belegt hat. Lennon hat mit seinem Kultsong eben dieser Entzauberung der Welt gehuldigt: „No heaven“, „no country“, „no religion“, „no possessions“. Er imaginiert eine friedliche Welt ohne Krieg und Opfer, in der es nichts mehr gibt, für das es zu töten oder zu sterben lohne. Diese Welt beginne in den Köpfen, so der Song, durch die Imagination einer Subtraktion. So ist Weber oft gelesen worden.
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Sattler, Dorothea
„Ich muss gestehen: Sämtliche Erklärungen, die ich in der Literatur gefunden habe, befriedigen mich nicht.“ Zu dieser Erkenntnis kommt der evangelische Neutestamentler Ulrich Luz in seinem Kommentar zu den Versen 31 und 32 im 12. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, die er als Worte Jesu in folgender Weise übersetzt: „Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen erlassen werden, die Lästerung des Geistes wird aber nicht erlassen werden. Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt: es wird ihm erlassen werden; aber wer gegen den heiligen Geist redet, ihm wird es nicht erlassen werden, weder in diesem Äon noch im künftigen.“
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Höring, Patrik C.
Wer die Firmung als ‚Sakrament des Heiligen Geistes‘ profiliert, kommt theologisch ‚in Teufels Küche‘: Denn so sehr der Heilige Geist hier eine Rolle spielt, so ist dies kein Alleinstellungsmerkmal der Firmung. Denn bei den übrigen Sakramenten ist er ja nicht außen vor. Und auch praktisch ist Vorsicht geboten: Eine übersteigerte Erwartung verpufft im konkreten Erleben der Beteiligten. Für die meisten öffnet sich nicht der Himmel; für wohl kaum einen fährt der Heilige Geist nach der bischöflichen Handauflegung und chrismalen Besiegelung ein mit Feuer und Donner. Wenn überhaupt, dann gleicht das Erleben einem ‚sanften Säuseln‘ (vgl. 1 Kön 19,12). Was bedeutet das aus religionspädagogischer Sicht?
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Kirchschläger, Peter G.
Eine theologisch-ethische Betrachtung: Soziale und emotionale Intelligenz können Systeme nur simulieren, weil ihnen echte Emotionalität und Gefühle fehlen. Beispielsweise können Menschen einem Pflegeroboter antrainieren, dass er weinen soll, wenn die Patient:innen in Tränen ausbrechen. Dies wird der Pflegeroboter perfekt umsetzen. Niemand würde aber behaupten wollen, dass der Pflegeroboter authentisch Empathie für die Patient:innen aufbringt, sondern er setzt einfach das um, was man ihm aufgetragen hat. Dem genau gleichen Pflegeroboter könnte auch beigebracht werden, dass er den Patient:innen eine Ohrfeige geben soll, wenn sie zu weinen beginnen. Auch diesen Befehl würde die Maschine ohne Zögern und ohne Mitgefühl befolgen.
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Dominikanische Gestalt
Engel, Ulrich
„Für den Fall, dass ich plötzlich ins obere Jerusalem abreise, sollte das Requiem als Fest der Auferstehung gefeiert werden. (Es darf gelacht werden!) Als Eingangsvers schlage ich Psalm 121,7 (8) in der Lutherübersetzung vor: ‚Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele‘ (‚Der HERR behüte deinen Eingang und deinen Ausgang von nun an bis in Ewigkeit.‘) Das war der Spruch meiner protestantischen Taufe. Bei der katholischen Taufe gab es keinen.“
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Wiedergelesen
Engel, Ulrich
„Der Theologie der Befreiung war die Frage der Spiritualität (das heißt der Nachfolge Jesu) von Anfang an ein zentrales Anliegen. Mehr noch: Die Vertreter dieser Art von Reflexion sind sich dessen bewusst, daß ihr das spirituelle Leben der im Befreiungsprozeß engagierten Christen vorausgeht. […] Paulus sagt, Jesus nachfolgen (nachahmen) sei ein ‚Wandeln nach dem Geist‘. Der Geist aber ist Leben und läßt uns in Freiheit leben. Jede Erfahrung, die man im Sinne der Nachfolge macht, erinnert daran, daß es einen in all seinen Details im voraus festgelegten Weg nicht gibt. Vielmehr […] entsteht der Weg erst unter den Füßen dessen, der ihn geht.“
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