Thomas von Aquin transdisziplinär | 750 Jahre später (1/2024)
Eggensperger, Thomas | Prcela, Frano
Am 4. März 2024 jährt sich der Todestag des heiligen Thomas von Aquin zum 750. Mal. Dies ist ein guter Anlass, sich eines Theologen, Kirchenlehrers und Dominikaners zu erinnern, der nie vergessen war und heute in der Geisteswelt präsent ist wie eh und je!
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Cortesi, Alessandro
Durch Zufall, als man 2021 in der Florentiner Dominikanerkirche Santa Maria Novella Bilder zur Restaurierung abhing und diverse Putzschichten der Wand ablöste, kam dieses Werk aus dem Jahr 1323 zum Vorschein, das völlig vergessen schien. Es kann nicht eindeutig zugeordnet werden, möglicherweise stammt es vom Meister von St. Cecilia. Mit diesem Fresko liegt die älteste bildliche Darstellung des Thomas von Aquin vor, die bislang bekannt ist. Es ist Teil mehrerer Fresken, die im Laufe der Zeit im Zuge verschiedener Renovierungsarbeiten der Kirche überdeckt wurden.
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Stichwort
Knorn, Bernhard
Dominikaner und Jesuiten verbindet eine lange Konfliktgeschichte. Bereits vor der Ordensgründung machte Ignatius von Loyola (1491–1556) unangenehme Erfahrungen mit der von Dominikanern durchgeführten Inquisition in Spanien, weil er mit seinem geistlichen Eifer den kirchlichen Theologen ein Dorn im Auge war. Der neue Orden dann zog die harsche Kritik des einflussreichen Dominikaners Melchior Cano (1509–1560) auf sich, der nicht müde wurde zu behaupten, die Gesellschaft Jesu nähme den Namen Jesu exklusiv für sich in Beschlag.
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Leppin, Volker
„Thomas von Aquin“, dessen war Martin Luther sich sicher, war „der born und grundsuppe aller ketzerey, yrthum und vertilgung des Euangelii (wie seyne bucher beweysen)“. An einem solchen Verdikt, und es ist kein einsamer Ausreißer in Luthers Äußerungen über Thomas, muss evangelische Theologie erst einmal vorbeikommen. Man mag es auf Erregung zurückführen, mit guten Gründen auch auf Missverständnisse Luthers, vielleicht sogar mangelnde Kenntnisse – das Urteil steht in seiner Deutlichkeit nun einmal da.
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Yoshinori, Ueeda
Die Anfänge der Thomasforschung im modernen Japan lassen sich anhand des Aufsatzes Thomism in Japan gut rekonstruieren.1 Nach Angaben des Autors, Ryosuke Inagaki (1928–2022), geht dieser Beitrag auf eine 1905 von Raphael von Koeber (1848–1923) veröffentlichte Broschüre mit dem Titel The Need of Research in Theology and Medieval Philosophy zurück. Von Koeber wurde 1893 als Professor an die Universität Tokio (Tokyo Daigaku) berufen und lehrte dort 21 Jahre lang Geschichte der westlichen Philosophie, wobei seine Schwerpunkte bei Kant und anderen deutschen Philosophen lagen. Weil die Universität Tokio zu dieser Zeit im Epizentrum der Modernisierung Japans stand, hätte von Koeber eigentlich massiven Einfluss auf die japanische Bildungsschicht ausüben müssen. Dieser Effekt blieb jedoch wegen des Russisch-Japanischen Krieges (1904–1905) aus.
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Rickmann, Benedikta
Das Einbeziehen von Spiritualität in die Psychotherapie liegt im Trend. Zahlreiche Statistiken zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Spiritualität. Inzwischen hat sich in den USA die überwiegende Mehrheit der Psychologen davon überzeugen lassen, obwohl nur eine Minderheit von ihnen an Gott glaubt.1 So genannte „spirituelle Interventionen“ sollen die Heilwirkung des Spirituellen in die Therapie integrieren, etwa Gebete, Meditationsübungen oder Bibelworte.
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Hofer, Andrew
In der Fastenzeit des Jahres 1274 war Thomas von Aquin mit seinem Büchlein Contra Errores Graecorum unterwegs, welches er im Auftrag von Papst Urban IV. verfasst hatte. Von Neapel aus reiste er Richtung Nordwesten, um in Lyon am dort stattfindenden Generalkonzil teilzunehmen. Auf diesem Unionskonzil mit den Griechen wünschte sich Papst Gregor X. die theologische Unterstützung des Aquinaten. Als Thomas auf dem Weg dorthin in Aquino einen Zwischenstopp einlegte, wurde er gebeten, auf eine Anfrage des Abtes Bernhard von der Abtei Monte Cassino zu antworten; dem Ort, an welchem Thomas die ersten Schritte im Ordensleben getan hatte. Obwohl er nach einer Vision am 6. Dezember 1273 seine Schreibtätigkeit an der Summa Theologiae eingestellt hatte, schrieb Thomas von Aquin nun diesen Brief an Abt Bernhard. Es sollte sein letztes Werk werden: Kurz darauf setzte er seine Reise fort und erreichte das Zisterzienserkloster Fossanova, wo er am 7. März 1274 verstarb.
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Eggensperger, Thomas
In dem vor kurzem erschienenen Band der Deutschen Thomas-Ausgabe über das „Ziel und Handeln des Menschen“1 weist Klaus Jacobi, der Übersetzer und Kommentator des Bandes, in seiner Einleitung nicht nur darauf hin, dass der zweite Teil der Summa – der ethische Teil – der umfangreichste ist im Vergleich zum ersten und dritten Teil, sondern auch darauf, dass dies kein Zufall ist, sondern explizit der theologischen Intention des Aquinaten entspricht. Dies hat zu tun mit den Umständen seiner dominikanischen Existenz, auf deren Grundlage er sich zur Abfassung des Werks entschloss.
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Dominikanische Gestalt
Engel, Ulrich
In seinem 1936 veröffentlichten Buch „Humanisme intégral“1 – auf Deutsch erst 1951 unter dem Titel „Christlicher Humanismus“ publiziert – befasst sich Jacques Maritain u. a. mit dem „Reich Gottes-Problem“ (77–86). Der Philosoph unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen einer (deutschen) „politische[n] Theologie“ (77) und einer (französischen) „théologie politique“ (77). Die deutsche Variante betrachte das Objekt der Politik als „heilig“ (78) und habe deshalb eine „Theologie des ‚Sacrum Imperium‘“ (78) entwickelt; Carl Schmitts umstandslose Übertragung von theologischen Motiven und Begrifflichkeiten in die politische Sphäre stehe dafür. Die französische Variante hingegen ordne in der Tradition des Thomas von Aquin die Politik dem Profanen zu; ‚théologie politique‘ sei somit zu bestimmen als eine „Wissenschaft von profanen und zeitlichen Gegenständen, die diese Gegenstände im Lichte der offenbarten Grundwahrheiten beurteilt und erkennt.“ (78)
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Wiedergelesen
Bergmann, Christoph J.
„Eine Einführung in das Leben des Heiligen Thomas von Aquino zu schreiben, ist aus mehrfachem Grund ein Wagnis. […] Sein Leben entbehrt der glänzenden und farbenprächtigen Anekdoten und der volkstümlichen Legenden […]. Den Biographen und Zeugen seines Lebens war wenig mehr als der äußere Lebensablauf bekannt, nur selten war ihnen ein Einblick in sein Inneres gewährt. Fast ängstlich scheute der Aquinate sich, in seine religiösen Erfahrungen Einblick zu gewähren. Was seine Freunde und Schüler von ihm zu erzählen wissen, mutet weitgehend klischeehaft an. Die Deutung seines Werkes füllt viele Bücher und vermag noch ganze Bibliotheken zu füllen. Während es gelingt, die Entwicklung seiner Gedanken, den Fortschritt und die Entfaltung seines Lehrens aufzuweisen, ist es fast unmöglich, die Entwicklung seines Charakters nachzuzeichnen. Daran tragen nicht zuletzt auch die ältesten Biographen schuld, für die das Charakterbild des Aquinaten im voraus feststand. […] Die Erzählungen der Zeitzeugen und Biographen sind dennoch wertvoll, weil wir durch das Klischee hindurch die einsame Größe dieses Heiligen spüren […]. Da Thomas selbst nicht nur im Gespräch, sondern auch in seinen Schriften nur ungern über seine persönlichen Erfahrungen Auskunft gibt […], ist es fast aussichtslos eine wirklich zutreffende Biographie von ihm als dem Heiligen zu geben.“1
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